Coronavirus – Ist der geforderte Mundschutz Sinn oder Unsinn?

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Seit Wochen bestimmt der Coronavirus unser Leben. Täglich werden wir mit neuen Nachrichten über Neuinfizierungen und Todeszahlen konfrontiert. Aber ebenso mit zahlreichen Maßnahmen, die dabei helfen sollen, den Virus einzudämmen. Aber lässt sich diese Erkrankung überhaupt zurückdrängen? Virologen arbeiten mit Hochdruck daran, nicht nur ein Medikament zu finden, mit denen Erkrankten geholfen werden kann, sondern ebenfalls einen Impfstoff, um zukünftige Infizierungen vorzubeugen. Erste Fortschritte klingen bereits vielversprechend, neue Seren sollen bereits an Probanden getestet werden. Bis dahin heißt es, den geforderten Maßnahmen Folge zu leisten. Und die Liste eben jener Maßnahmen scheint immer länger zu werden.

Belächelt, aber sinnvoll?

So wurde kürzlich die Forderung nach einer Schutzmaßnahme laut, die in den ostasiatischen Ländern nicht nur zum Alltag, sondern inzwischen zur Kultur zählt: der Mundschutz. Ohne diesen ist die Bevölkerung kaum auf der Straße zu finden. Und gerade diese Länder sind es, die immer wieder mit großer Verwunderung nach Westeuropa schauen, weil es uns bisher nicht im Traum eingefallen ist, mit einem Mundschutz das Haus zu verlassen. Im Gegenteil, westeuropäische Länder haben die Asiaten immer für ihr Vorgehen belächelt – bis jetzt. Dennoch sind die Asiaten von der Wirksamkeit des Mundschutzes überzeugt, was grundsätzlich einleuchtend sein muss, denn schaut man sich die Bevölkerungszahlen und den damit verbundenen Verkehr in den Großstädten ein sowie den unglaublichen Smog, der sich wie eine Glocke über die Städte hängt, dann weiß man, warum sie auf ihre Mundkappen keineswegs verzichten möchten.

Mundschutz im medizinischen Bereich

Bisher galten Mundkappen aller Art lediglich für Mediziner und Pflegepersonal als sinnvolle Einrichtung. Ob im Krankenhaus, beim Zahnarzt oder gar beim Tierarzt – überall, wo es nötig ist, dass eine Schutzfunktion zwischen Mitarbeiter aus dem ärztlichen Bereich und Patienten besteht, wird eine Schutzmaske angelegt. Hier wird unter den herkömmlichen OP-Masken und den verschiedenen FFP-Masken, die in der Regel für Virusinfektionen verwendet werden, unterschieden. Vor allem Letztere sind derzeit nicht nur sehr gefragt, sondern auch kaum erhältlich. Der Grund hierfür: Die Schutzmasken werden überwiegend in China gefertigt, dem Ursprungsland des Coronavirus. Kein Wunder also, dass sich jetzt ein Lernprozess einstellt und die Fertigung zukünftig auch in Europa stattfinden soll.

Mundschutz nicht mehr nur für den medizinischen Sektor

Aber aufgrund der aktuellen Lage wird der Ruf nach den Schutzmasken innerhalb der Bevölkerung immer lauter. Schon zu Beginn der Pandemie, als noch von einer Epidemie gesprochen wurde, legten sich die Bürger zuhauf Mundkappen zu, denn immerhin vermitteln sie eine Art Sicherheitsgefühl. Virologen jedoch warnten vor dieser Variante des Hamsterns und dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen wird der Mundschutz jeglicher Art dringend von Ärzten und Pflegepersonal benötigt, denn die Vorräte waren sehr schnell begrenzt und ein Nachschub aus verständlichen Gründen nicht lieferbar. Darüber hinaus sind die herkömmlichen Masken, die im normalen Handel erhältlich sind, nicht ausreichend, um einer Virusinfektion entgegenzuwirken. Wer im Besitz einer FFP-Maske ist, muss dennoch nicht automatisch ausreichend geschützt sein, da bereits beim Aufsetzen viel verkehrt gemacht werden kann. Dennoch blieben die Aufrufe scheinbar ungehört, die Nachfrage für den Mundschutz immer größer.

Mundkappen selber herstellen

Da Mundkappen kaum käuflich erhältlich sind, beschäftigen sich immer mehr Privatpersonen mit der Eigenherstellung. Schnittmuster dafür finden sich in Hülle und Fülle im Internet. Ebenfalls sitzen viele nähmaschinengewandte Damen und Herren stunden-, tage- und inzwischen sogar wochenlang an der Herstellung der Mundkappen, die sie gerne gegen einen kleinen Unkostenbeitrag an Privatpersonen, Tierheime oder gar Arztpraxen verteilen. Die Nachfrage an den Alternativmasken scheint unersättlich zu sein. Nur wie sicher sind diese Masken? Grundsätzlich lassen sie sich natürlich nicht mit den FFP-Masken vergleichen, aber wenn sie richtig eingesetzt werden und gut abschließen, dann sind sie sogar besser als die OP-Masken. Einen definitiven Schutz gegen den Virus bieten sie aber ebenfalls nicht. Trotzdem sind sich selbst die Virologen einig: Besser als nichts sind sie allemal.

Bei der Herstellung ist es wichtig, nur Stoffe zu verwenden, die bei 60° gewaschen werden können. Dies ist die Temperatur, die es braucht, um den Virus absterben zu lassen.

Auf die richtige Bezeichnung kommt es an

Allerdings dürfen alle Privatnäher ihre selbst gefertigten Masken nicht als Schutzmasken anbieten, da diese eben keinen absoluten Schutz bieten. Findige Abmahnanwälte wittern hier ein Geschäft und spüren mit einer unglaublichen Sicherheit alle Näher/innen auf, die die Bezeichnung noch nicht von „Schutzmasken“ auf beispielsweise „Mundkappen“ oder „Stoffkappen“ umgestellt haben. Inwiefern man eine gute Hilfsaktion, die allen zugutekommt, auf diese Weise für die eigenen Zwecke nutzen muss, sei mal dahingestellt. Denn immerhin ist die Hilfsbereitschaft groß und die Hersteller der Kappen haben endlich wieder das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas Sinnvolles im Kampf gegen Corona beitragen zu können. Aber es gibt genauso zahlreiche Rechtsanwälte, die das Engagement ernst nehmen und nicht gleich Strafen auflegen, sondern sich erklärend zur Seite stellen, auf die Gefahr der Abmahnungen hinweisen und Hilfestellungen geben.

Und auch in den Nachbarländern hat das Beispiel der Mundkappenherstellung Schule gemacht. Nur scheint nicht jede Regierung damit so glücklich zu sein. So wurden beispielsweise die Privatnäher in den Niederlanden darum gebeten, mit dem Schneidern aufzuhören, da die Kappen eine falsche Sicherheit vermitteln würden und der notwendige Mindestabstand möglicherweise nicht mehr eingehalten wird. Die Nähfeen hält dies trotzdem nicht ab.

Kommt bald die Mundkappenpflicht für alle?

Inzwischen findet jedoch ein Umdenken seitens der Regierungen statt und die Mundkappen werden in der Bekämpfung des Virus immer wichtiger. Denn nach wie vor steigt die Zahl der Infizierten sowie der Toten wenn auch nicht mehr so schnell, wie noch vor einigen Wochen. Von einer endgültigen Bekämpfung ist die Menschheit jedoch noch weit entfernt. Gesundheitsorganisationen gehen sogar davon aus, dass viele der zahlreichen Maßnahmen so lange ihre Gültigkeit haben werden, bis ein adäquater Impfstoff gefunden wurde.

Und so hat Österreich bereits eine absolute Mundschutzpflicht verhängt und selbst Jena ist diesem Beispiel gefolgt. Eine einheitliche Pflicht zum Tragen der Kappen wird in der deutschen Regierung diskutiert. Während einige europäische Länder die Mundkappenpflicht noch weit von sich schieben wollen, darf man sicher schon jetzt davon ausgehen, dass auch sie über kurz oder lang den Beispielen folgen werden. Voraussetzung für die Verpflichtung ist natürlich, dass genügend Schutzmaterial vorhanden sein muss und eine ständige Versorgung gewährleistet ist. Denn eine Schutzmaske sollte immer nur einige Stunden getragen werden. Sowie sie zu viel Feuchtigkeit aufgenommen hat, ist der Schutz nicht mehr gewährleistet. Ob dann auch die selbst genähten Mundkappen in die Pflicht mit einbezogen werden können, wird in dem Zusammenhang sicher bekannt gegeben werden. Da allerdings davon auszugehen ist, dass es sich bei den Schutzmasken, die der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden sollen, um die einfache Ausführung handeln wird, dürfte nichts gegen das Tragen der Stoffmasken sprechen.

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