Vitamin D und Atemwegsinfektionen – Möglicher Nutzen bei Covid-19 wird intensiv erforscht

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Die Bedeutung von Vitamin D für die Gesundheit der Menschen kann allein schon daran ermessen werden, dass auch in Deutschland darüber diskutiert wird, Grundnahrungsmittel mit dem Vitamin anzureichen. In Ländern wie Finnland, Schweden, den USA und einigen weiteren werden Milchprodukte oder Säfte mit Vitamin D versetzt, um die Bevölkerung ausreichend mit diesem lebenswichtigen Vitamin zu versorgen. In Deutschland ist die Maßnahme zwischen Befürwortern und Gegnern umstritten. Beide Lager können sich noch nicht einmal darauf verständigen, ob bei einem signifikanten Teil der Bevölkerung von einem Vitamin D Mangel auszugehen ist, geschweige denn, welcher Blutspiegel bei einem gesunden Menschen anzustreben sei. Dazu macht das Robert-Koch-Institut (RKI) Angaben und betrachtet Blutspiegel von 25-OH-Vitamin D, einer Vorstufe von Vitamin D3, zwischen 20 und 50 ng/ml als ausreichend. Unter 20 ng/ml sei nach Angaben des Institutes die Versorgung unzureichend und über 50 ng/ml sei von einer Überversorgung auszugehen. Ebenfalls macht das RKI Angaben über den Versorgungsstatus der Deutschen mit Vitamin D. Den Daten zufolge haben etwa die Hälfte der Menschen weniger als 20 ng/ml 25-OH-Vitamin D im Blutserum. Nach Definition der Behörde sind diese Menschen mit dem wichtigen Vitamin also unterversorgt, teilweise sogar mangelversorgt, wenn der Spiegel unter 12 ng/ml liegt.

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Vitamin D beeinflusst zahlreiche Stoffwechselaktivitäten

Die Frage ist demnach, ob der bei jedem zweiten Deutschen unbefriedigende Versorgungsstatus mit Vitamin D negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat und was dagegen getan werden könnte. Fakt ist, dass Rachitis als klassische Vitamin D Mangelerkrankung bei uns eine Rarität darstellt. Schon häufiger kommen Osteomalazie und Osteoporose vor, die als Störungen im Calcium-Stoffwechsel direkt auf einen Vitamin D Mangel zurückzuführen sind. Die Wirkungen von Vitamin D sind aber nicht nur auf die Förderung der Calcium-Aufnahme aus dem Darm beschränkt. Vitamin D beeinflusst eine Vielzahl von Stoffwechselaktivitäten, darunter die Synthese von Eiweißen und die Steuerung von Genen. Aus diesen molekularbiologischen Aktivitäten des Vitamins lassen sich Beziehungen zu chronischen Erkrankungen und dem Immunsystem ableiten. So haben in den letzten Jahren gezielte Forschungsarbeiten Zusammenhänge zwischen der Versorgungslage mit Vitamin D und Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Autoimmunerkrankungen, neurologischen Erkrankungen und vielen mehr aufzeigen können. 

Hoher Vitamin-D-Spiegel korreliert mit geringer Infektanfälligkeit

Auch soll es nach neueren Forschungen das Immunsystem stimulieren und Infektionen wie Grippe vorbeugen. Das, so die Hoffnung vieler Menschen, könnte auch für das Corona-Virus Sars-CoV-2 gelten. Beobachtungsstudien aus Deutschland und anderen Ländern machen diesbezüglich auch Hoffnung. Sie zeigen, dass schwere Verlaufsformen und höhere Sterblichkeit von Covid-19 mit einem niedrigen Vitamin D Serumspiegel korrelieren und bei Mangelzuständen häufiger vorkommen. Nach einer Studie aus den USA korreliert das Risiko sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren mit der Höhe des Vitamin-D-Spiegels im Blutserum. Danach haben Menschen mit einem 25-OH-Vitamin-D Spiegel oberhalb von 55 ng/ml das geringste Infektionsrisiko. Bei Menschen, deren Spiegel unter 20 ng/ml lag, war das Infektionsrisiko der Studie zufolge am höchsten. Demzufolge könnte ein Baustein einer rationalen Anti-Corona-Strategie darin bestehen, seinen Vitamin-D-Spiegel zu kontrollieren und im Bedarfsfall zu korrigieren. Das allein bietet sicher keine Garantie sich nicht mit dem Corona-Virus anzustecken, es könnte aber zu einer Verbesserung der allgemeinen Abwehrlage führen. Ob Vitamin D Infektionen mit dem Corona-Virus tatsächlich verhindern kann, ist nicht belegt. Außer den geschilderten Korrelationen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Infektionsrisiko mit dem Corona-Virus belegen. Diesen Informationsmangel müssen prospektive Studien schließen.

Vitamin D und die Therapie von Covid-19

Es ist kaum zu erwarten, dass nach den wenigen Monaten seit dem ersten Auftreten von Covid-19 in China schon ausreichend klinische Erkenntnisse über den potenziellen Wert von Vitamin D in der Behandlung der Infektion vorliegen. Eine klinische Pilotstudie aus dem spanischen Cordoba gibt eine erste Antwort auf die Frage, ob Vitamin D den Krankheitsverlauf bei Menschen mit Covid-19 günstig beeinflussen kann. Dabei erhielten alle in der Klinik behandelten Patienten die zum Zeitpunkt der Studie optimale Anti-Corona Therapie. Einer Gruppe dieser Patienten wurde zusätzlich hoch dosiertes Vitamin D verabreicht, mit dem Ergebnis, dass diese Patienten deutlich seltener auf Intensivstationen verlegt werden mussten als diejenigen ohne Vitamin D. Nach den Ergebnissen dieser kleinen Pilotstudie sieht es so aus, als ob hochdosiertes Vitamin D den Krankheitsverlauf von Covid-19 günstig beeinflussen könnte.

Versorgung mit Vitamin D optimieren

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Prävention von diversen Erkrankungen noch nicht in allen Einzelheiten verstanden ist, so erscheint klar, dass ein Vitamin D Mangel nicht nur der Knochengesundheit schadet, sondern auch negative Auswirkungen auf Organfunktionen und das Immunsystem hat. Dieser Mangel sollte deshalb ausgeglichen werden. Grundsätzlich gibt es dafür unterschiedliche Möglichkeiten.

• Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D
Diesen Weg beschreitet in Europa Finnland bereits seit einigen Jahren mit Erfolg. In der finnischen Bevölkerung gibt es kaum noch Menschen, die einen ausgeprägten Vitamin D Mangel aufweisen. In Deutschland liegt der Anteil der Menschen mit weniger als 12 ng/ml im Blut nach Angaben des RKI zwischen 12 und 15%. Ob deshalb die finnische Bevölkerung im Vergleich zu europäischen Nachbarn gesünder ist, ist nicht geklärt und Thema wissenschaftlicher Studien. Ebenso die Frage, ob die gute Versorgungslage mit Vitamin D ihren Beitrag dazu geleistet hat, dass Finnland die Corona-Pandemie vergleichsweise gut gemeistert hat.

• Ernährungsumstellung auf Vitamin D haltige Lebensmittel
Anders als beim Vitamin C weiß kaum ein Normalbürger, welche Lebensmittel viel Vitamin D enthalten. Vitamin D ist fettlöslich und kommt deshalb überwiegend in Lebensmitteln mit vergleichsweise hohem Fettgehalt vor. Dazu gehören fette Fische wie Makrele, Thunfisch, Lachs, Hering, Sardinen sowie Aal, Innereien, Leber, Eier, Milchprodukte, Avocados und Pilze, besonders Steinpilze. Allerdings reicht eine Ernährungsumstellung unter besonderer Berücksichtigung geeigneter Lebensmittel nicht aus, um allein durch Ernährung den Tagesbedarf an Vitamin D zu decken. Das gelingt im Schnitt nur zu 10-20%, die verbleibenden 80-90% muss die Sonne liefern.

• UV-B im Sonnenlicht fördert Vitamin D Produktion in der Haut
Den weitaus größten Teil unseres täglichen Vitamin D Bedarfes muss die UV-B abhängige Produktion in der Haut bereitstellen. Im Idealfall sind das 80-90% des Tagesbedarfs. Das scheitert allerdings häufig an unseren Lebensgewohnheiten und der geografischen Lage Deutschlands. So reicht im Winter und in den Übergangszeiten die Sonnenstrahlung nicht aus, um genügend Vitamin D in der Haut zu produzieren. Das wäre nur im Frühling und Sommer bei uns möglich, setzt aber entsprechende outdoor Aktivitäten voraus. Sonnenschutz zur Vorbeugung von Hautkrebs und der Wunsch nach Vitamin D Produktion müssen dabei gegeneinander abgewogen werden. 

• Vitamin D Supplemente
Ärzte, nicht nur Naturheilkundler, raten den Menschen, sich aktiv um ihren Vitamin D Status zu kümmern. Im Idealfall bedeutet dies, den Vitamin D Blutspiegel einmal im Sommer und im Winter bestimmen zu lassen. Dann kann man abschätzen, wie der persönliche Vitamin D Status ausfällt und ob zusätzlich das Vitamin substituiert werden muss. Aber auch ohne Vitamin D Status erscheint es nach Auffassung von Fachleuten vertretbar, niedrigdosiert mit 1000 bis 2000 iE pro Tag zu substituieren. Höher dosierte Supplemente sollten allerdings nur in Kenntnis des eigenen Bedarfs eingenommen werden.

Fazit:
Vitamin D spielt als Cofaktor vieler Stoffwechselprozesse im menschlichen Organismus eine herausragende Rolle für unsere Gesundheit. Es ist ein wichtiger Baustein für Prävention und aktiven Gesundheitsschutz. Ein Mangel an Vitamin D führt zu Einschränkungen der zellulären Stoffwechselleistung und schwächt das Immunsystem. Eine optimale Versorgung mit dem Vitamin stärkt das Immunsystem und korreliert mit einem reduzierten Risiko für winterliche Atemwegsinfekte einschließlich Grippe und Covid-19.

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