Alkoholismus als Familienerkrankung

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Menschen sind soziale Wesen, und niemand kann „allein“ suchtkrank sein. Die Familie eines Alkoholikers ist daher immer unmittelbar betroffen, selbst wenn der Alkoholiker seine Erkrankung verschweigt. Ganz besonders Kinder, die in einer Alkoholikerfamilie aufwachsen, verinnerlichen die Strukturen der Sucht.

Alkohol ist eine Droge, die massiv in die Persönlichkeit eines Menschen eingreift, und das spüren Kinder. Trotzdem ist der Weg in den Alkoholismus für Alkoholikerkinder nicht automatisch vorgezeichnet!

Ist Alkoholismus erblich?

Forscher gehen davon aus, dass Kinder von Alkoholikern ein 50 % höheres Risiko in sich tragen, selbst an Alkoholismus zu erkranken. Inwieweit dieses Risiko genetisch bedingt ist, ist nicht genau festzumachen. Fest steht aber, dass Kinder von Alkoholikern von klein auf größtem Stress ausgesetzt sind und auch selten andere Lösungswege für Probleme erlernen als den Griff zur Flasche. Es ist schwer, mit einem alkoholkranken Elternteil zu einer gesunden Persönlichkeit heran zu wachsen und konstruktive Lösungsstrategien für Probleme zu erlernen. Das Familienklima in Alkoholikerfamilien ist für die Kinder geprägt von Angst und einer viel zu frühen Verantwortung für den kranken Elternteil. Viele Kinder von Alkoholikern wachsen mit dem Gefühl auf, Schuld daran zu sein, dass ihre Eltern trinken, denn die Schuld abzugeben ist Teil einer Suchterkrankung.

„Das Schlimmste ist das Schweigen“

Viele Kinder aus Familien mit Suchtproblematik geben später an, am meisten unter den Tabus in der Familie gelitten zu haben. Auch darunter, dass der „gesunde“ Elternteil den Alkoholismus anscheinend nicht bemerkt hat. Dieses Phänomen wird als Co-Alkoholismus beschrieben. Alkoholismus entwickelt sich schleichend. Es ist schwer für den Partner eines Alkoholikers, zu erkennen, wann aus dem „Feierabendbierchen“ eine Krankheit wird, zumal der Süchtige selbst die Erkrankung vollkommen verleugnet. Oft erkennt der Partner erst, wen er vor sich hat, wenn die Verdrängungstaktiken des Trinkers bereits die ganze Familie erfasst haben. So kann sich eine Co-Abhängigkeit entwickeln bei der der Partner hilft, die Sucht zu verleugnen oder zu verharmlosen, um sich den auslösenden Problemen nicht stellen zu müssen. Betroffene Angehörige und Alkoholikerkinder finden aber in Suchtberatungsstellen, beim Blauen Kreuz und bei den Anonymen Alkoholikern jederzeit Hilfe. Alkoholikerkinder und Co-Abhängige brauchen immer Hilfe für sich selbst, keine Ratschläge, wie sie den Süchtigen heilen können.

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